„Hast du auch Dan­ke gesagt?“

„Hast du auch Dan­ke gesagt?“

„Hast du auch Dan­ke ge­sagt?“ – ein Satz, der vie­len aus der Kind­heit ver­traut sein dürf­te. Wie oft ha­ben wir ihn wohl ge­hört? Wie oft selbst ge­sagt? Dan­ke, ein un­schein­ba­res Wort mit gro­ßer Wir­kung; denn Dank­bar­keit ver­än­dert die Blick­rich­tung. Sie schaut nicht auf das, was fehlt, son­dern auf das, was ist. Sie ver­gleicht nicht, sie rech­net nicht, sie gönnt sich den Lu­xus, die Fül­le des Mo­men­tes zu ge­nie­ßen. Denn stell dir vor, es geht dir gut und du merkst es nicht?

Au­ßer­dem stärkt Dank­bar­keit Be­zie­hun­gen. Wer sich be­dankt, schenkt dem An­de­ren An­er­ken­nung. Ich brin­ge zum Aus­druck, dass ich weiß, die Zu­wen­dung, die Hil­fe, die ge­schenk­te Zeit oder Un­ter­stüt­zung ist nicht selbst­ver­ständ­lich. Ein aus­ge­spro­che­nes Dan­ke­schön schafft Nähe.

Die Bi­bel er­zählt von zehn kran­ken Men­schen. Sie be­geg­nen Je­sus, und er macht sie ge­sund. Alle zehn. Doch nur ei­ner kehrt zu­rück. Nur ei­ner kniet nie­der und sagt: Dan­ke. Die an­de­ren neun ver­schwin­den wortlos.

Je­sus straft sie nicht. Er droht nicht. Er schimpft nicht. Er ist ein­fach trau­rig. Trau­rig dar­über, dass sie das Ge­schenk nicht wahr­neh­men. Dass sie ihre Hei­lung an­neh­men, aber den Ge­ber vergessen.

Doch die­ser eine, der zu­rück­kehrt, be­kommt noch et­was mehr ge­schenkt. Je­sus sagt zu ihm: „Steh auf und geh!“ Zu­nächst klingt das wie ein ein­fa­cher Ab­schied. Aber bei Je­sus sind Wor­te nie nur Wor­te. Sie schaf­fen Wirk­lich­keit. Wer von ihm „Steh auf!“ hört, be­kommt auch die Kraft, auf­zu­ste­hen. Wer von ihm „Geh!“ hört, der be­kommt die Frei­heit, wirk­lich sei­nen Weg zu ge­hen. Alle zehn wur­den ge­sund. Aber nur ei­ner fand in der Dank­bar­keit auch ei­nen neu­en Sinn. Er ent­deck­te ei­nen Halt, eine Rich­tung, eine Hoff­nung, die trägt. Das ist wohl kein Grund, der je­man­den, über­zeugt, der Gott in sei­nem Le­ben gar nicht ver­misst. Das zei­gen die an­de­ren neun deut­lich. Aber es ist für mich als Glau­ben­der ein Grund, der trag­fä­hig ist, nicht mehr und nicht we­ni­ger – vor al­lem aber nicht weniger.

Und be­mer­kens­wert: Es war ein Frem­der, ein ver­ach­te­ter Sa­ma­ri­ter, der sei­nen Dank zum Aus­druck brach­te. Die­sen Aus­län­der und an­geb­li­chen Sün­der stellt Je­sus sei­nen jü­di­schen Zu­hö­rern als Vor­bild ei­nes Glau­ben­den hin. Der Au­ßen­sei­ter zeigt, wor­auf es ankommt.

Dank­bar­keit ist mehr als ein Ge­fühl. Sie ist eine Hal­tung, die wir üben kön­nen. In­dem wir im All­tag nicht nur fra­gen: „Was fehlt mir noch?“, son­dern: „Was habe ich – ge­schenkt be­kom­men?“ In­dem wir Men­schen und Gott ge­gen­über aus­spre­chen, was wir ih­nen ver­dan­ken. Sie ist eine Kraft, die trägt. Sie ver­bin­det uns mit den Men­schen, die uns um­ge­ben, und mit Gott, der uns die­ses Le­ben über­haupt erst mit sei­nen Mög­lich­kei­ten in die Hän­de ge­legt hat.