Grabsteinübung
Diese Übung erinnert uns daran, was uns wichtig ist. Und sie setzt mehr Aufmerksamkeit dafür frei:
- Stellen Sie sich vor, Sie schlendern über einen Friedhof und betrachten unter- schiedliche Grabsteine. Dort finden Sie nicht nur die Namen der Verstorbenen, sondern auch das, wonach sie ihr Leben ausgerichtet hatten
- Auf einem Grabstein sehen Sie die Inschrift: „Hier ruht Anna M., ihr Leben war dem Kampf gegen Ängste gewidmet.“ Auf einem anderen steht: „Hier ruht Michal S., er hat stets alles dafür gegeben, ein bisschen abzunehmen.“ Auch auf den anderen Grabsteinen ist verewigt, wie sich die Verstorbenen verausgabt haben, indem sie schmerzhafte Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen von sich abhalten wollten.
- Überlegen Sie sich, wie viel Energie Sie in Ihrem Alltag aufwenden beim Versuch, Negatives abzuwehren
- Machen Sie sich nun Gedanken, was auf Ihrem eigenen Grabstein stehen könnte. Wie würde die Inschrift lauten, wenn Sie Ihre Kraft weiterhin für all das verbrauchen, was Sie als schwierig erleben?
- Überlegen Sie nun, was dort stünde, wenn Sie diese Kämpfe aufgeben würden. Angenommen, Sie würden Ihr Leben so gestalten, dass das, was Ihnen wirklich wichtig ist, voll und ganz zur Geltung kommt. Was würde dann auf Ihrem Grabstein stehen?
- Diese Reflexionen helfen Ihnen, sich Ihrer Werte bewusster zu werden. Danach Können Sie sich fragen, was Sie diesen näherbringt. Nehmen wir an, es ginge Ihnen um Solidarität. In welchen Situationen geben Sie Halt oder fühlen sich von anderen aufgefangen? Überlegen Sie dann, wie Sie Solidarität noch häufiger oder intensiver leben und erleben können, zum Beispiel indem Sie sich ehrenamtlich engagieren
Die Nähe des Todes führt Menschen mehr in die Lebenswahrheit
Angesichts des Todes gibt es Verschiebung des Lebensthemen. Das Problem ist nicht der Tod, sondern ein ungenutztes oder gar verschwendetes Leben.
Nach Jahren in einer Bank kündigt die damals Ende Zwanzigjährige ihre Stelle und zieht durch die Welt, macht erst Station auf einer Südseeinsel, wo sie in einer Bar arbeitet, dann in Surrey im Südosten Englands. Dort arbeitet die Australierin zum ersten Mal in dem Job, den sie für mehr als acht Jahre ausüben wird: Bronnie Ware wird Palliativpflegerin – für Todkranke, für Sterbende, für die, die ihren Tod kommen sehen, und die, die nichts davon wissen wollen. Sie fasst ihre Erfahrungen im Buch ‚5 Dinge die Sterbende am meisten bereuen‘ zusammen:
- »Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben«
- Ich habe mich mehr nach den Erwartungen anderer gerichtet, habe meine Prinzipien zu sehr übergangen und mich dem Erwartungsdruck anderer gebeugt
- »Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet«
- »Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken«
- Eigentlich wäre da was in meinem Herzen gewesen, aber ich habe es nicht über die Lippen gebracht, ich habe mich nicht getraut
- »Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten«
- »Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein«
Viele äußere Dinge, die uns sonst im Leben wichtig sind, fallen auf einmal weg
Eine medizinische Grundversorgung und eine gute Hilfe gegen Schmerzen ist Grundvoraussetzung. Eine Sorge wächst allerdings: allein und verlassen, ohne Menschen, denen man etwas bedeutet, gehen zu müssen. Alles, was am Schluss bleibt, sind Beziehungen.
Alles echte Leben ist Beziehung
Wie kommt der Mensch aus Beziehungslosigkeit, was verändert den Menschen? Die Liebe! Jesus hat den Tod besiegt, weil er so sehr geliebt hat. Der Sieg über den Tod ist die Liebe. Liebe sehnt sich nach Ewigkeit und endet nicht an der Grabeskante.
Wir wissen, dass wir vom ewigen Tod gerettet wurden und jetzt neues Leben haben. Das zeigt sich an der Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern. Wer nicht liebt, der bleibt dem Tod ausgeliefert.
1Joh 3,14
Liebe ist der Garant dafür, dass wir im Tod nicht hängen bleiben.
Was vollkommen ward, alles Reife — will sterben!
(…)
Aber alles Unreife will leben: wehe!
Friedrich Nietzsche
- Eine Frucht, die immer grün bleiben will, ist ungenießbar. So sind im Anti-Aging Zeitalter leider wohl auch viele Menschen. Sie wollen nicht reif werden, weil sie Angst davor haben, sterben zu müssen und deswegen bleiben sie ungenießbar und sterben den schlechten, unfruchtbaren Tod des Selbsterhaltes.
- Eine reife Frucht stirbt irgendwann, aber nur dadurch ist ihr neues Fruchtbringen möglich.
Lebendig ist das Leben nur im Maße seiner Hoffnung, des Hinauswachsens über sich selbst, der Selbstlosigkeit. Das Leben ist nur in dem Maße reich, wie es arm zu sein vermag, d.h. liebt.
Ferdinand Ulrich
- Das Maß unserer Liebesfähigkeit, zeigt sich im Maß unserer Fähigkeit zuzuhören. Denn im Zuhören bin ich offen für den anderen und sterbe dem eigenen Wunsch, mich durchzusetzen. Deswegen sagt Jesus z.B. auch:
Ich sage euch die Wahrheit: Wer meine Botschaft hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. (…) Er hat die Grenze vom Tod zum Leben schon überschritten. (Johannes 5,24)
- Da, wo wir den Tod anerkennen, mutig Ja sagen zum Leben auch inmitten von Angst und Zumutungen, Leiden und Verletzbarkeit; da, wo wir zu Hütern unserer Geschwister werden und aus Liebe leben, da haben wir hier und heute schon spürbaren Anteil am Sieg über den Tod, den Jesus für uns errungen hat.
GEBET