„Man kann einen Christen ohne Gebet ebenso wenig finden wie einen lebendigen Menschen ohne Puls.“ (Martin Luther)
- Beten heißt: von mir wegsehen, nicht alles von mir selbst erwarten.
- In der Frage des Betens geht es vor allem um die grundlegende Beziehung zum lebendigen Gott: Ich bete nicht deswegen, weil ich glaube. Sondern ich glaube, weil ich bete. (Karl Rahner)
- Umgekehrt hat die Ablehnung des Glaubens an Gott die Ablehnung allen Betens zur Folge
- Biblisches Beten: Es geht stets um die Einheit mit dem Willen des Vaters. Jesus betet niemals um dies oder das, sondern nur darum, dass sich in seinem Handeln der Wille des Vaters erfüllen möge.
Gebetserhörung:
- Mt 6,7f. & Mt 7,7
- Es gibt ein paradoxes Nebeneinander in der Verkündigung Jesu von der Unabhängigkeit Gottes von unserem Beten einerseits und seinem Willen, dass wir trotzdem zu ihm beten, andererseits
Notwendigkeit des Glaubens
- Mk 11,22; Mt 21,21; Mt 17,15
- „Wenn du es kannst, hilf uns.“ „Wenn du es kannst?“, erwidert Jesus, „alles ist möglich dem, der glaubt“. // Fragen der Jünger, warum sie nicht helfen konnten: „wegen eures Kleinglaubens“
- Notwendigkeit der Unterwerfung unter Gottes Willen (Jesu Gethsemanegebet)
- Dieses Gebet muss berücksichtigt werden, wenn es um die Frage nach der Gebetserhörung geht
- Dass „Gott ist alles möglich“ (Mk 14,36) heißt, dass er seinen auf sein Reich zielenden Plan mit seiner Freiheit, den Geschöpfen Bitten zu gewähren, verbinden kann.
- Glaube daran, dass Gottes Ziel das Gute ist (Mt 7,11)
Voraussetzung für das Beten
- Das Geschenk der Liebe
- Jemanden lieben: das Einmalige in ihm entdecken
- Das Geschenk des Glaubens
- Credo: Ich beknnen, dass ich Sehen und Hören, Greifen und Machen nicht als das Alpha und Omega der Welt betrachte
- Das Geschenk der Hoffnung
- S. Lewis: Christen sind manchmal wie ein Ei, das fliegen möchte, aber sich nicht ausbrüten lässt. Und dabei ist es relativ leicht für ein Ei, ein Vogel zu werden; jedenfalls viel leichter als das andere: ein Ei bleiben und zugleich fliegen wollen. Beides geht nicht: Man kann nicht Christ sein wollen und gleichzeitig bleiben wollen, wo man ist.
Falsches Beten
- So falsch ein Gebet ist, das Gott um die Beseitigung des Hungers und Krieges bittet, ohne die gefalteten Hände in gebende und handelnde zu verwandeln, so falsch ist auch die Meinung, das göttliche Handeln sei identisch mit dem eigenen
- Wir handeln, weil wir beten
- Benedikt: Ora & Labora
- Das Gegenteil von Beten ist nicht Nicht-Beten, sondern die Bequemlichkeit.
Das Gebet ist der höchste Ort der Passivität
„Gott ist immer da – davon bin ich überzeugt. Uns fehlt nur oft das nötige Handwerkszeug, um uns für seine Gegenwart zu öffnen.“ Kurt Douglas
- Gebet ist etwas Einfaches und etwas Erfreuliches. Es ist nichts für religiöse Cracks, sondern das Gebet bedient eine Grundsehnsucht in uns, die jeder besitzt.
- Menschen sind Gewohnheitstiere und auf Rituale angewiesen. Sie geben ein gewisses Maß an Sicherheit in einem aufgeregten Alltag:
- Fester Ort und eine Feste Zeit
- Sich unter Gottes Blick stellen. Es ist egal ob ich das gerade spüre oder nicht, aber dieser Blick ist da.
- Ob du glaubst, dass die Schwerkraft da ist oder nicht ist auch egal. Sie existiert. Und so ist es auch bei Gott. Ob du ihn nun spürst oder nicht, er ist da.
- Ich komme in der Sicherheit zu Gott: Er will mich und mein Wohlergehen. Ich bin sein Kind. Ich besitze Würde und Wert.
- Dasein in diesem Moment
- Mein Herz ausschütten
- Gebetstagebuch
Beten mit der Bibel
Sie ist das Wort Gottes. Gott möchte durch die Bibel zu uns reden und zwar ganz persönlich: Die Bibel ist Gottes Brief an uns
- Im Gebet darum bitten, dass Gott durch die Bibel zu mir redet
- Lectio (Lesung) Ich lese einen Abschnitt aufmerksam und laut.
- Meditatio (Meditation) Aus dem gelesenen Abschnitt wähle ich einen Vers oder ein Wort aus, das mich besonders anspricht. Diesen Vers, bzw. dieses Wort wiederhole ich immer wieder und meditiere über ihn.
- Oratio (Beten) Ich trete in einen inneren Dialog mit Gott über das Gelesene: Warum spricht mich dieses Wort so an? Was bedeutet es für mich? Was soll ich tun?
- Contemplatio (Verinnerlichung) Ich lese das Wort oder den Satz nochmals, denke aber nicht mehr groß nach. Ich entspanne mich im Wissen, dass Gott da ist und genieße das in der Stille.
- Diesen Satz eventuell aufschreiben und als Erinnerungshilfe auf den Schreibtisch stellen, oder ähnliches
Der Tagesrückblick
- Einladung an Gott aussprechen gemeinsam die folgende Tagesschau ansehen.
- Den vergangenen Tag an meinem Auge vorbeiziehen lassen
- Gott für die schönen Ereignisse danken, für das Misslungene um seine Liebe bitten und ihm die Folgen des Tages anvertrauen
- vielleicht nochmals den Punkt in den Blick nehmen, der mich besonders bewegt hat.
Die Rachepsalmen
- Eine Spiritualität, bei der wir unsere dunklen Seiten ausklammern, führt über kurz oder lang dazu, dass wir uns gegen eine wirkliche geistliche Sicht auf unser Leben immunisieren
- Das Beten von Rachepsalmen ist eine gute Möglichkeit, auch die dunklen Seiten unseres Herzens in Gebet zu integrieren.
- Psalmen 59 und 109
- Überlegen, welches zwischenmenschliche Verhältnis derart verfahren ist, dass ich Lust hätte einen Rachepsalm zu formulieren
- In Form eines Gebetes alles aufschreiben (!), was mir diesbezüglich am Herzen liegt. Je ehrlicher desto besser und nicht auf political correctness achten. So lange schreiben bis man das Gefühl hat, erst einmal ausreichend ‚Dampf abgelassen’ zu haben.
- Anschließend mit Gott in einen Dialog treten und um seinen Segen für meinen Feind bitten