Der Mensch ist Gottes Ebenbild. Das ist eine der grundlegenden Aussagen der Bibel:
„So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild.“ (1. Mose 1,27.31)
Warum stammen alle Menschen von Adam und Eva ab, fragt die jüdisch-rabbinische Tradition und findet eine entwaffnend einfache Antwort darauf: Damit sich keine_r über den/die andere_n erhebe.
Diese so einfache Wahrheit lebt sich schwer. Jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes und entsprechend mit einer Würde und einem Wert ausgestattet. Diese Würde und dieser Wert gilt jedem Menschen ohne Unterschied. Unter diesem Blickwinkel betrachtet, sind wir uns alle ähnlicher, als dass wir unterschieden sind voneinander.
Unsere erste Identität liegt nicht darin, ob wir männlich oder weiblich sind, aus welchem Land wir stammen, welche Hautfarbe wir haben, oder aus welchem Land wir stammen. Nach christlicher Überzeugung sind wir nämlich in Jesus zu einer neuen Familie zusammengefügt.
„Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen seid: In Jesus Christus seid ihr alle eins.“ (Galater 3,28)
Die Bevorzugung oder Benachteiligung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder äußerer Merkmale ist Sünde, weil wir damit nicht mehr Gott vergegenwärtigen, sondern seinen Maßstab und Anspruch hintergehen. Wir spiegeln damit nicht den Gott wieder, den uns die Bibel zeigt und werden also auch unserer Ebenbildlichkeit nicht gerecht.
„Liebe Brüder und Schwestern! Ihr glaubt doch an unseren Herrn Jesus Christus, dem allein alle Herrlichkeit zusteht. Dann lasst euch nicht vom Rang und Ansehen der Menschen beeindrucken!“ (Jakobus 2,1)
„Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst“ (Mt 22,39−40),
lautet ein weiterer Auftrag Jesu.
Wer bitte könnte sagen, dass Rassismus den nächsten so behandelt, wie man selbst behandelt werden möchte? Und wer bitte möchte ausgegrenzt, gemobbt oder benachteiligt werden?
Nicht jeder Hass setzt sich direkt in physische Gewalt um. Wir haben sehr subtile Wege gefunden, zu hassen, ohne dass es direkt nach Hass aussieht. Hass schaut letztlich auf jemanden und sagt: Ich wünschte, du wärest nicht hier. Deswegen spricht Jesus:
„Jeder, der seinen Bruder oder seine Schwester hasst, ist ein Mörder. Und das wisst ihr: Ein Mörder hat das ewige Leben nicht in sich.“ (1. Johannes 3,15)
Vor Gott sind alle Menschen gleich, aber ihre Verschiedenheit bleibt gewahrt, wie es gerade auch das Buch der Offenbarung beschrieben hat:
Jetzt sah ich eine riesige Menschenmenge, so groß, dass niemand sie zählen konnte. Die Menschen kamen aus allen Nationen, Stämmen und Völkern; alle Sprachen der Welt waren zu hören. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm. Alle hatten weiße Gewänder an und trugen Palmenzweige in der Hand. Da fragte mich einer der Ältesten: „Weißt du, wer diese Menschen mit den weißen Kleidern sind und wo sie herkommen?“ „Nein, Herr“, antwortete ich, »aber du weißt es bestimmt.“ Da antwortete er mir: »Sie kommen aus Verfolgung, Leid und Bedrängnis. Gott, der auf dem Thron sitzt, wird bei ihnen wohnen und sie beschirmen! (Offb 7,9)
Gott ruft die Menschen aus allen Nationen, Stämmen und Völkern und alle Sprachen der Welt sind zu hören. Die biblisch aufgerufene Aufhebung von Differenzen ist nicht mit Beliebigkeit zu verwechseln: Christus hat die Apartheiten, in denen wir uns gegeneinander verschlossen haben und die Feindschaft zwischen Menschengruppen niedergekämpft. Differenzen sind zu bejahen, aber nicht mit Wertigkeiten zu verbinden. Solange es einmalige Menschen gibt, solange müssen wir mit Mehrdeutigkeit leben lernen.
Im Himmel ist kein Platz für Rassismus. Rassismus ist Feindschaft gegen Gott. Der Himmel ist die große Vision eines Ortes, an dem alle Menschen vereint und im wahren Frieden in der Gegenwart Gottes leben werden. Die christliche Kirche wurde noch nie von Blut oder Herkunft zusammengehalten, zumindest nicht durch ihr eigenes Blut. Weil mit Jesus das Reich Gottes bereits begonnen hat, soll diese Vision des Himmels bereits auf Erden, hier und jetzt Gestalt annehmen. Das ist das, was das Buch der Offenbarung uns mitgeben will und wir sollten daran arbeiten, dass immer etwas mehr von diesem Himmel in unserer Welt einbricht.
Das Ganze ist ein Geistlicher Kampf, weil es hier um Ideen und Perspektiven geht. Es geht um unseren Blick auf diese Welt und die Menschen.
GEBET