Kategorie 1: Kleine Vergehen
- Bei einem Vergehen der Kategorie 1 ist die „Missetat“ nichts weiter als eine Kränkung – wenn überhaupt.
- „Tatsächlich?! Sie fühlen sich dadurch tatsächlich verletzt?!“ Dieser sanfte Rüffel hilft dem anderen oft, die vermeintliche Beleidigung mit etwas Abstand und mehr Objektivität zu betrachten. Er hilft, dieses leichte Vergehen der Kategorie 1 ins rechte Verhältnis zu rücken.
- Ich will auf Folgendes hinaus: Paulus ermahnt Menschen, die von sich behaupten, Christus nachzufolgen, in 1. Korinther 13, Vers 5, sich nicht reizen zu lassen und nicht nachtragend zu sein. In einer anderen Übersetzung ist von „nicht die Beherrschung verlieren“ die Rede.
- Der Gedanke dahinter ist der, dass wir genug Widerstandskraft haben, uns nicht von den kleinen Ärgernissen des Lebens provozieren oder bekümmern zu lassen – den täglichen Ungerechtigkeiten, den ganz normalen Reibereien, die es in Familien und unter Freunden gibt. Wir sollten nachsichtig und gnädig genug sein, um die kleinen zwischenmenschlichen Unebenheiten zu übersehen, kleine Ungerechtigkeiten zu vergeben, sie schnell wieder zu vergessen und einfach weiterzuleben.
- Manchmal ist der Auslöser für die Verärgerung zwar verständlich, aber meine Reaktion schießt völlig über das Ziel hinaus.
Kategorie 2: Berechtigte Verletzungen
- Vergehen der Kategorie 2 sind komplexer. Sie verursachen berechtigte Verletzungen, die heilen müssen und angegangen werden wollen. Diese Verletzungen widerfahren uns allen früher oder später. Sie sind die Folge davon, dass wir in einer Welt leben, in der das Böse allgegenwärtig ist.
- Wenn wir unsere Energie darauf konzentrieren, Vergeltung zu bekommen, macht das das Leben nicht leichter. So verständlich der Wunsch auch ist, dass die Menschen, die uns verletzt haben, irgendwie dafür bezahlen sollen, so führt doch das Streben nach Gerechtigkeit allein nie zu Frieden in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen.
- Vergebung bedeutet, dass wir uns das Unrecht, das uns angetan wurde, voll und ganz eingestehen, über den Verlust trauern und dem anderen letzten Endes doch verzeihen.
1. Geh.
Wenn es ein zwischenmenschliches Problem gibt, dann ist es ganz egal, wer es verursacht hat – Sie sollen hingehen. Mach den ersten Schritt:
„Wenn dein Bruder Schuld auf sich geladen hat, dann geh zu ihm und sag ihm, was er falsch gemacht hat.“ Matthäus 18,15
2. Geh allein.
»und stell sie unter vier Augen zur Rede« Matthäus 18,15
Halten Sie vorher keine Teambesprechung ab. Rufen Sie nicht erst alle Ihre Freunde an und erzählen Sie ihnen.
3. Geh hin, um dich zu versöhnen.
„Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder zurückgewonnen“ Matthäus 18,15
Haben Sie schon einmal erlebt, dass jemand mit Ihnen über ein Problem spricht, und Sie haben genau gemerkt, dass der Betreffende sich eigentlich nur rächen will?
Ansatz sollte sein: Ich komme zu dir, weil ich glaube, dass wir einander besser verstehen werden, wenn wir darüber sprechen.
4. Geh gleich.
Wenn du also deine Opfergabe zum Altar bringst und dir fällt dort ein, dass jemand dir etwas vorzuwerfen hat, dann lass dein Opfer am Altar zurück, geh zu deinem Mitmenschen und versöhne dich mit ihm. Erst danach bring Gott dein Opfer dar.
Matthäus 5,23−26
5. Lass los.
Manchmal haben Sie vielleicht alles richtig gemacht: Sie sind losgegangen, allein, mit der Absicht zur Versöhnung, und zwar sofort – aber der andere will sich nicht versöhnen. Der andere sagt: „Lass mich in Ruhe. Ich will weiter wütend sein. Ich will an meinem Groll festhalten, und du versaust alles, weil du herkommst und dich versöhnen willst. Der Apostel Paulus hat in seinen Brief an die Gemeinde in Rom einen wunderbaren Vers eingefügt, bei dem es genau darum geht:
„Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt mit allen Menschen in Frieden.“ Römer 12,18
Sie haben die Reaktion anderer Menschen nicht in der Hand. Vielleicht beschließen sie, für den Rest ihres Lebens sauer zu sein. Wenn Sie Ihr Möglichstes getan haben und der andere sich nicht versöhnen will, dann sind Sie mit Gott im Reinen. Sie sind frei.
Doch wenn die Beziehung trotz Ihrer aufrichtigsten Bemühungen nicht wiederhergestellt werden kann, dann lassen Sie sie hinter sich. Lassen Sie los.
GEBET
Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens: *
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt;
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn
wer sich hingibt, der empfängt,
wer verzeiht, dem wird verziehen,
und wer stirbt, der erwacht zum Ewigen Leben.
Amen.