Umkehr zum Leben bedeutet, mich von Gott ansehen zu lassen und in dieser Begegnung meine Unvollkommenheit, meine Gebrochenheit und meine Schuld zu erkennen. So kann ich erfahren, dass ich von Gott „bis zur Vollendung“ (Joh 13,1) geliebt bin, dass er mir nahe ist, dass er meine Gebrechen wegnehmen kann und will, und dass er mir eine neue Chance gibt, zu ihm zurückzukehren ihm nahe zu sein.
In einem Dokument unbekannter Herkunft spricht Gott zu jedem Menschen:
„Ich kenne dein Elend, die Kämpfe und Verwirrungen deiner Seele; die Schwachheit und Krankheit deines Körpers; ich kenne deine Feigheit, deine Ohnmacht; gleichwohl sage ich dir: Gib mir dein Herz. Liebe mich, so wie du bist. Selbst wenn du oft in deine Fehler zurückfällst, die du ja lieber nicht haben möchtest: Liebe mich, so wie du bist. In jedem Augenblick, in jeder Lage, in der du dich befindest, im Eifer und in der Trockenheit, in der Treue oder in der Untreue. Wenn du glaubst, mit deiner Liebe warten zu können, bis du vollkommen bist, dann wirst du mich nie lieben. Ich liebe dich mit deiner Schwachheit. Was brauche ich dein Wissen und deine Talente? Ich verlange nicht deine Tugenden. Wenn du viele solcher hättest, wäre auch gleich die Eigenliebe wieder da. Ich stehe wie ein Bettler vor deinem Herzen, ich, der Herr, und warte. Nur deine Zweifel und dein Mangel an Vertrauen könnten mich verletzen. Daher denk daran: Liebe mich, so wie du bist.“
Wenn ich dieser Zusage glauben kann, dann kann ich auch vertrauen. Ich darf mein Leben – mit meinen Träumen und Visionen, mit meinen Stärken und Schwächen, mit meinen Wünschen und Enttäuschungen, mit meinem Bemühen und Versagen, mit Freude und Trauer, mit dem, was mir Mut gibt, aber auch mit dem, was mir Angst macht – in Gottes Hände fallen lassen, denn ich weiß: er liebt mich so, wie ich bin, wenn ich falle, schenkt er mir Kraft aufzustehen. Dieses Vertrauen bewirkt echte Umkehr.
Wenn ich mich von der Liebe Gottes, die alle menschlichen Vorstellungen übersteigt, ergreifen lasse und diese Liebe zum Fundament meines Lebens wird, erst dann, wenn ich mich ganz auf Gott und seine Kraft verlasse, spüre ich, dass mein Leben einer Kurskorrektur bedarf. Das kann ein Abenteuer sein, bei dem ich mir aber der Hilfe Gottes gewiss sein darf.
JETZT IST DIE ZEIT DER UMKEHR
In den Worten, die der Apostel Paulus an die Korinther richtet, scheint es wichtig zu sein, auf „jetzt“ hinzuweisen. „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade, der Tag der Rettung.“ (vgl. 2 Kor 6, 2) Wir sind zur Umkehr aufgefordert, allerdings nicht morgen, sondern heute. Die Unmittelbarkeit ist gefragt und die Gegenwart ist die Zeit der Entscheidung.
Wenn wir uns in die Abgründe unseres Herzens vorwagen, dann hören wir vielleicht diese leise, oft unbemerkte Stimme Gottes, die uns, wie damals den Franz von Assisi, vor die Frage stellt: „Wer kann dir Besseres geben, der Herr oder der Knecht? Warum verlässt du statt des Knechtes den Herrn?“ Wer ist dieser Knecht für mich heute? Alles, was an die Stelle Gottes getreten ist, was vergötzt und angebetet wird. Das können durchaus auch die eigentlich positiven Lebensinhalte sein wie Geld, Besitz, Erfolg, Ansehen, wenn sie zum Wichtigsten in meinem Leben geworden sind. Wenn Gott an erster Stelle steht, hat alles andere seinen richtigen Platz. Auch darüber nachzusinnen, ist die österliche Bußzeit da.
In einem Kirchenlied heißt es: „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde. Heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt.“ Gehen wir mit Entschiedenheit und im gläubigen Vertrauen auf Gott den Weg der Umkehr!
EINE ÜBUNG
Der Satz Hos 6,6 wird in Schönschrift geschrieben. So kann er mehr in Kopf und Herz eingehen. Mögliche Formulierungen zur Auswahl:
Barmherzigkeit will ich nicht Opfer.
GEBET