Unser Körper ist ein bleibender Hunger nach Berührung, Nähe, Annahme, Heil, Wärme, Geborgenheit, Leben gegen den Tod. Unser Körper enthält einen Hunger, der alles übersteigt. Unsere Gefahr ist es, diesen Hunger beseitigen zu wollen.
Der Teufel versucht Jesus in der Wüste (Mt 4,1−11). Er spricht: „Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass diese Steine zu Brot werden.“ Er aber antwortete und sprach: „Es steht geschrieben: ‚Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.‘“
Unsere Bedürftigkeit dürfen wir nicht billig abspeisen. Hier braucht es eine andere ‚Nahrung‘. Es braucht Gottes Verheißung, seine Versprechen, wie sie in Jesus Christus Fleisch und Blut angenommen haben. Ohne Gottes Zuspruch, ohne Evangelium, Frohe Botschaft, versackt der Mensch und versucht auf Teufel komm raus Steine in Brot zu verwandeln.
Um Gottes Wort alltäglich zu hören, bedarf es am Ende mehr als eines Abreißkalenders oder eines Leseplans mit einem täglichen Bibelspruch. Es braucht einiger Richtungsentscheidungen:
- Verabschiede dich von den Illusionen, die du dir über dich selber machst. Befreie dich von den Tagträumen, in denen du der größte und schönste Mensch bist. Nimm dich an mit deinen Stärken und Schwächen. So wie es ist! Hab Mut zu dir – Demut –, Mut zur eigenen Wahrheit! Erst dann kannst du richtig Gottes Wort hören.
- Lass das Vergleichen! Es gibt immer irgendwelche Begabungen, die Andere haben und du nicht. Wenn du vergleichst, bis du nicht bei dir, da lebst du immer im Vergleich zu Anderen. Es kommt darauf an, bei dir zu sein und zu bleiben. Solange du im Vergleichen bist, bestimmen die Anderen deine Stimmung, ja sogar dein Handeln. Wenn du bei dir bist, kommt das zum Leben, was in dir leben will und darf. Erst dann kannst du tiefer verstehen, was Gott von dir und für dich will.
- Kläre deine Antreiber, deine inneren Leitbilder: Der Perfekte, der Erfolgreiche, der Ehrgeizige, der, der alles im Griff haben will … ! Gottes Wort, deine Beziehung zu IHM, kann zum Fundament deines Lebens werden, wenn du dich verabschiedest von den trüben Quellen deines Handelns, wie Leistung, Anerkennung und Besitzen wollen. Die werden meist in falschen Selbstbildern abgespeichert.
- Löse dich von Fixierungen, wie es für dich unbedingt laufen soll. Hör auf, alles und jedes, was in deinem Leben geschehen ist, verstehen zu wollen. Immer wieder gilt es, sich zu sagen: „Irgendwie geht es auch irgendwie anders.“ Das geht, wenn du darauf setzt, dass Gott dir immer wieder einen Weg eröffnet und Raum zum Atmen und Leben schaffst. Durch Haben-Wollen und Ablehnen stören und zerstören wir das, was entsteht oder sich entwickeln könnte. Bleib im Fluss! Erst dann kann Gottes Wort dir zur Weisung werden.
- Verlier die Bodenhaftung nicht, bei allem, was du tust! Gottes Wort will wie ein Samenkorn in die Erde, es will in unsere Wirklichkeit. „… wir mögen noch so sehr auf Stelzen steigen, auch auf den Stelzen müssen wir mit unseren Beinen gehen. Und auf dem höchsten Thron der Welt sitzen wir doch nur auf unserm Hintern.“ (M. de Montaigne)
GOTTES PERSPEKTIVE
Nimm deine Bibel und lies darin Lukas 15,11−32. Bete, bevor du liest, dass du dabei Gottes Stimme hörst und von ihm lernst. Mach das, bevor du hier weiterliest.
Zu jener Zeit war es unvorstellbar und etwas vom Schlimmsten, wenn ein Sohn seinen Erbanteil ausbezahlt haben wollte. Die bedeutete, dass sich der Sohn komplett gegen die Familie stellte. Ebenso war es unüblich und galt als ziemlich unangebracht, dass ein älterer Mann rannte. Wenn wir in dieser Geschichte den Vater etwas genauer unter die Lupe nehmen, kommen ganz spannende Details zum Vorschein:
- Der Vater hält nach seinem Sohn Ausschau, sonst würde er ihn nicht von Weitem erkennen
- Der Vater macht dem Sohn Vorwürfe
- Der Vater fragt nicht, wo der Sohn die ganze Zeit gewesen ist, sondern nimmt ihn wieder in sein Haus auf.
- Der Vater gibt dem Sohn Schuhe und gibt damit den Stand eines freien Mannes (im Unterschied zum barfüßigen Sklaven)
- Der Vater bekleidet seinen Sohn mit einem Mantel und deckt so symbolisch seine Sünden zu (vgl. Spr 17,9; Hebr 8,12, 1Petr 4, 8–11)
- Der Vater steckt seinem Sohn einen Ring an den Finger und zeigt damit, dass er wieder zur Familie gehört
Genau das, was der Vater im Gleichnis tut, macht Gott für dich. Er umarmt dich voller Liebe, egal, was schon in deinem Leben passiert ist. Er sagt dir, dass sein Haus, dein Zuhause ist und dir seine grenzenlose Liebe gilt. Diese Liebe hat ihn etwas gekostet. In Jesus ist er am Kreuz gestorben für dich: Das ist die göttliche Umarmung für dich. Es zeigt, dass Gott nach dir Ausschau hält, weil er dich in seiner Nähe haben will und eine ganz persönliche Beziehung zu dir sucht. Er ist nicht nachtragend, ganz egal, wo du die letzten Monate und Jahre verbracht hast. Er umarmt dich sogar, wenn du nach Schweinen riechst.
Lies folgenden Vers durch und überlege, was das für dich persönlich bedeutet:
Du hast alles in mir geschaffen und hast mich im Leib meiner Mutter geformt. Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl. Du hast zugesehen, wie ich im Verborgenen gestaltet wurde, wie ich gebildet wurde im Dunkel des Mutterleibes. Du hast mich gesehen, bevor ich geboren war. (Psalm 139, 13–16)
Was gefällt dir an der Art und Weise, wie Gott dich gemacht hat und wie du bist?
GEBET
(Psalm 145)