Hoff­nung

Wir le­ben in ei­ner Zeit, in der wir vor lau­ter Rech­nen und Kon­trol­lie­ren das Hof­fen völ­lig ver­lernt ha­ben. Es gibt so viel, was uns tag­täg­lich die Kraft rau­ben kann. Wir ma­chen Feh­ler. Wir ent­täu­schen uns selbst und an­de­re. Wir schal­ten das Fern­se­hen ein und er­fah­ren von Krie­gen, von so viel Un­recht und von Pan­de­mien. Ein rie­sen Berg an Pro­ble­men und da­vor der klei­ne Mensch mit sei­ner be­grenz­ten Kraft und sei­nen be­grenz­ten Mög­lich­kei­ten. Mit der Un­ab­seh­bar­keit der Zu­kunft müs­sen wir um­ge­hen ler­nen und wir kön­nen ent­we­der ver­zwei­feln und ka­pi­tu­lie­ren oder wir kön­nen be­gin­nen, zu hof­fen. Letz­te­res ist de­fi­ni­tiv die bes­se­re Wahl.

 

Hoff­nung ist im­mer po­si­tiv. Das un­ter­schei­det sie fun­da­men­tal von der Er­war­tung. Er­war­ten kann ich näm­lich auch schlech­te Din­ge. Ich kann er­war­ten, dass mei­ne Klau­sur schief­ge­gan­gen ist, dass ich mei­nen Ar­beits­platz ver­lie­ren wer­de, oder, dass es mit die­ser Welt ein­fach nur noch berg­ab geht. Hof­fen kann ich das al­ler­dings nicht. Hoff­nung hält für mög­lich, dass Din­ge sich ver­än­dern kön­nen und zwar zum Bes­se­ren hin.

Wer des­we­gen der Ver­zweif­lung im­mer mehr Raum in sich gibt, der hängt letzt­lich auch sei­ne Frei­heit an den Na­gel, weil er die Zu­kunft schon für fest­ge­legt hält. Wer hofft, der hält für mög­lich, dass Din­ge an­ders wer­den kön­nen, als sie sich jetzt ge­ra­de zeigen.

Nun könn­te man ein­wen­den, tue ich das beim Wün­schen nicht auch? Doch Hoff­nung ist mehr als ein Wunsch­traum. Beim Hof­fen schaue ich nicht nur auf mich, son­dern ich hof­fe auf je­man­den oder auf et­was. Des­halb ver­än­dert Hoff­nung, weil es um mehr geht als das, was mir mög­lich ist.

Wie es im He­brä­er­brief heißt: Der Grund un­se­rer Hoff­nung als Chris­ten ist die­ser Je­sus. Sein Tod und sei­ne Auf­er­ste­hung ha­ben uns deut­lich ge­macht, dass das Schlimms­te nie das Letz­te ist. Es ist noch nicht zu Ende.

Egal was uns die­ses Le­ben zu­mu­tet, es gibt im­mer noch mehr, was wir er­hof­fen und was wir im po­si­ti­ven Sin­ne er­war­ten dür­fen. Des­we­gen ver­än­dert Hoff­nung mei­ne Per­spek­ti­ve und mei­ne Sicht­wei­se auf die­se Welt. Des­we­gen ist Hoff­nung nicht nur eine Ver­trös­tungs­stra­te­gie, son­dern hilft mir hier und jetzt mit den Din­gen an­ders um­zu­ge­hen. Des­we­gen muss un­se­re Hoff­nung auch Phan­ta­sie be­kom­men, da­mit wir die­se kran­ke Welt neu ent­wer­fen kön­nen; da­mit wir uns wirk­lich ei­nen neu­en Him­mel und eine neue Erde aus­ma­len kön­nen und mit die­ser Vor­stel­lung da­von, an­de­re Men­schen mo­ti­vie­ren und an­ste­cken dran zu blei­ben und dar­auf zu hof­fen, dass eine an­de­re Welt mög­lich ist. Dass eine Welt wirk­lich vor­stell­bar ist, in der Mit­mensch­lich­keit, So­li­da­ri­tät und Ach­tung vor­ein­an­der die ent­schei­den­den Wer­te sind. Des­we­gen muss die­se Hoff­nung auch in die Welt hin­aus­ge­tra­gen wer­den, da­mit wir mög­lichst vie­le Men­schen ge­win­nen kön­nen für die­se neue Vi­si­on ei­ner Welt, für die es sich zu le­ben lohnt.

Hoff­nung stammt vom alt­deut­schen Wort ho­pen und be­deu­tet so viel wie, vor Er­war­tung un­ru­hig sprin­gen. Hof­fen ani­miert eben dazu, auf­zu­ste­hen, los­zu­le­gen und zu han­deln, auf­zu­bre­chen. Hoff­nung eig­net sich eben nicht dazu, sich ent­spannt zu­rück­zu­leh­nen, die Hän­de in den Schoß zu le­gen und ein­fach ab­zu­war­ten. Hoff­nung bringt mich dazu, jetzt und hier an der Welt zu ar­bei­ten, von der ich glau­be, dass sie einst sein wird. Hoff­nung sagt da­bei nicht ein­fach nur, ‚wir schaf­fen das schon‘, son­dern Hoff­nung sagt, ‚Gott schafft das und wir pa­cken mit an‘.