Hi­obs Trau­er – Got­tes Weg zu neu­en Anfängen

Hi­obs Trau­er – Got­tes Weg zu neu­en Anfängen

  1. Auf­merk­sam sein für dein Inneres
    1. Hiob haut Gott um die Oh­ren, was er fühlt. In 35 Ka­pi­teln schriet, kämpft, zwei­felt und weint er. Er igno­riert das Grau­en sei­ner Si­tua­ti­on nicht, son­dern stellt sich ihm,
    2. Zwei Drit­tel der Psal­men sind Kla­gen und Be­schwer­den vor Gott.
    3. Nach dem Tod sei­nes bes­ten Freun­des Jo­na­than be­fiehlt Da­vid sei­ner Ar­mee ein Kla­ge­lied an­zu­stim­men (2Sam 1,17−27)
    4. Je­re­mia schreibt ein gan­zes Buch des AT mit dem Ti­tel ‚Kla­ge­lie­der’ → Ge­füh­le die wir igno­rie­ren, si­ckern an an­de­rer Stel­le durch: ag­gres­si­ves Ver­hal­ten, sar­kas­ti­sche Be­mer­kun­gen, bö­ser Un­ter­ton, an­de­re mit Schwei­gen strafen
  1. War­te­zei­ten aushalten
    1. Sei ge­dul­dig und war­te dar­auf, dass der Herr ein­greift (Ps 37,7) Das ist für un­se­re Zeit wohl ei­nes der ra­di­kals­ten Ge­bo­te, auf Got­tes Zeit­punkt zu warten
    2. Hiob war­tet noch lan­ge, nach­dem ihm sei­ne Freun­de auf­ge­ge­ben haben
    3. Die­se Zeit wi­der­setzt sich al­len vor­schnel­len Lösungsvorschlägen
  1. Be­gren­zun­gen annehmen
    1. Es gibt nur ei­nen Gott und du bist es nicht. Des­we­gen kannst du nicht al­les kön­nen, son­dern hast Grenzen.
    2. „Kein Mensch kann auch nur das Ge­rings­te tun, wenn es ihm nicht von Gott ge­ge­ben wird“ (Joh 3,27) Jo­han­nes der Täu­fer ak­zep­tiert sei­ne Be­gren­zung, sein Mensch­sein, sei­ne ab­neh­men­de Po­pu­la­ri­tät: „Er muss zu­neh­men, ich muss ab­neh­men“ (Joh 3,30)
    3. Oft sind un­se­re Vor­stel­lun­gen und Wün­sche grö­ßer, als dass un­ser wirk­li­ches Le­ben sie er­fül­len kann. In der Kon­se­quenz ar­bei­ten wir wie be­ses­sen dar­an, mehr zu schaf­fen, als Gott für uns ei­gent­lich vor­ge­se­hen hat.
    4. Um er­wach­sen zu wer­den, müs­sen wir von un­se­rem Thron her­ab­stei­gen und uns dem Rest der Mensch­heit an­schlie­ßen. Aber et­was in uns hasst Be­gren­zun­gen. Wir ak­zep­tie­ren sie nicht
  1. Die Stu­fen der De­mut erklimmen
    1. Gott spricht aus dem Sturm des Le­bens zu Hiob. Gott nennt Hiob 4mal Die­ner. Das weist auf eine neue Stu­fe der Ver­traut­heit und Nähe zwi­schen Gott und Hiob hin (Hiob 42)
    2. Be­ne­dikt von Nur­sia ent­wi­ckel­te im Sechs­ten Jahr­hun­dert ei­nen Weg mit Stu­fen für das Wachs­tum in Sa­chen De­mut. Sein Ziel ist die voll­kom­me­ne Lie­be und die Ver­än­de­rung un­se­rer ge­sam­ten Persönlichkeit
    3. Die Stu­fen der De­mut nach Be­ne­dikt von Nursia 
      1. Got­tes­furcht = Be­wusst­sein der Ge­gen­wart Got­tes – es gibt ei­nen Gott und ich bin es nicht.
      2. Got­tes Wil­len tun – nicht den ei­ge­nen, nicht den anderer
      3. Be­reit­schaft, sich der Lei­tung an­de­rer anzuvertrauen
      4. Ge­duld, um die die Feh­ler und Schwä­chen an­de­rer zu akzeptieren
      5. Ra­di­ka­le Of­fen­heit ge­gen­über an­de­ren im Blick auf ei­ge­ne Feh­ler und Schwächen
      6. Die tie­fe Ein­sicht in das ei­ge­ne Sün­der­sein – le­ben aus der tie­fen Ein­sicht, dass nie­mand über ei­nen an­de­ren rich­ten kann. Denn es gibt ge­nug bei mir selbst zu tun, so­dass sich mir je­des Ur­teil verbietet
      7. We­ni­ger spre­chen – mehr Zurückhaltung
      8. Durch­drun­gen sein von der Lie­be Got­tes – hier gibt es kei­ne Über­heb­lich­keit, kei­nen Sar­kas­mus, kei­ne ab­schät­zi­gen Be­mer­kun­gen, kei­ne Wich­tig­tue­rei mehr
  1. Zu­las­sen, dass Al­tes Neu­es her­vor­bringt – zu sei­ner Zeit
    1. Rich­tig trau­ern heißt, nicht nur Din­ge los­zu­las­sen, son­dern auch zu­zu­las­sen, dass aus der Trau­er und dem Ende, Neu­es entsteht.

 

Lei­den und Tod füh­ren zu Ver­wand­lung und Auf­er­ste­hung. Doch wir dür­fen nicht ver­ges­sen: Auf­er­ste­hung gibt es erst nur aus dem Tod, aus dem rea­len Tod. Un­se­re Ver­lus­te sind real! Und un­ser Gott, der le­ben­di­ge Gott ist es ebenso! 

 

GE­BET

Herr, wenn du der Weg bist,
dann zei­ge dich.
Wenn du die Wahr­heit bist,
dann ver­ste­cke dich nicht.
Wenn du das Le­ben bist,
dann lauf mir nicht davon.
Herr ich bit­te dich
um die gro­ße Kraft,
die­sen klei­nen Tag zu bestehen,
um auf dem gro­ßen Weg zu dir
ei­nen klei­nen Schritt weiterzugehen.
Amen.