Hin­fal­len – Auf­ste­hen II

Al­les auf Neuanfang

SEF: Schei***/Stür­mi­sche Erste Fas­sung
Sich die Ge­schich­te be­wusst ma­chen, die ich mir selbst über mei­ne aku­te Ver­let­zung, Frus­tra­ti­on, mei­nen Är­ger oder Schmerz er­zäh­le. Die­se Ge­schich­te ist von Emo­tio­nen und dem aku­ten Be­dürf­nis ge­trie­ben, sich selbst zu schüt­zen. D.h., sie ist wohl we­der ak­ku­rat noch gut überlegt.

  • Es geht dar­um, al­les un­ge­fil­tert rauszulassen.
  • Da­bei ent­ste­hen: Schuld­zu­wei­sungs­ge­schich­ten, Ver­schwö­rungs­theo­rien, Herabsetzungsgeschichten.
  • Auf die­se Wei­se wer­den schwie­ri­ge Er­fah­run­gen durch die Über­set­zung in Spra­che begreifbar.

Mei­ne Ehr­lich­keit er­ken­ne ich an der Be­sorg­nis, dass je­mand mei­ne SEF se­hen und mich für ei­nen Voll­idio­ten oder Schwach­kopf hal­ten könnte.

Die Neu­be­wer­tung: Mei­ne Ge­schich­te anerkennen
Durch die Aus­ein­an­der­set­zung mit der SEF und dem Weg, der von den al­ler­ers­ten Re­ak­tio­nen zu ei­nem tie­fe­ren Ver­ständ­nis un­se­rer Ge­dan­ken, Ge­füh­le und Ver­hal­tens­mus­ter führt, ge­win­nen wir Schlüs­sel­er­kennt­nis­se im Hin­blick dar­auf, wer wir sind und wie wir mit an­de­ren umgehen.

  1. Was muss ich noch über die Si­tua­ti­on wis­sen und verstehen?
    1. Was weiß ich objektiv?
    2. Wie lau­ten mei­ne Annahmen?
  2. Was muss ich noch über die an­de­ren Men­schen in der Ge­schich­te wis­sen und verstehen? 
    1. Wel­che zu­sätz­li­che In­for­ma­ti­on brau­che ich?
    2. Wel­che Fra­gen oder Ab­klä­run­gen könn­ten helfen?
  3. Was muss ich noch über mich selbst wis­sen und verstehen? 
    1. Was liegt mei­ner Re­ak­ti­on zugrunde?
    2. Was füh­le ich wirklich?
    3. Wel­che Rol­le habe ich gespielt?

In­te­gra­ti­on er­folgt durch Ge­schich­ten­er­zäh­len und Kreativität:

»Krea­ti­vi­tät ist die Fä­hig­keit, das schein­bar Un­zu­sam­men­hän­gen­de zu ver­bin­den.« – Wil­liam Plomer

Die Re­vo­lu­ti­on: Ein neu­es Ende für un­se­re Ge­schich­ten schreiben
Wenn wir Ver­ant­wor­tung für un­se­re Wahr­heit über­neh­men, ver­wan­deln wir uns und un­se­re In­ter­ak­ti­on mit anderen.

  • Das BIG Prin­zip – Grö­ße le­ben: be­gren­zen, in­te­ger sein, groß­zü­gig sein.
    • Groß­zü­gig sein: an­neh­men, dass Men­schen un­ter den ak­tu­el­len Mög­lich­kei­ten ihr Bes­tes tun. Selbst­ge­rech­tig­keit ist eine enor­me Be­dro­hung für Selbstachtung.
    • Be­gren­zen: sich dar­über klar zu wer­den, wel­ches Ver­hal­ten in Ord­nung und wel­ches nicht in Ord­nung ist.
    • In­te­ger sein: sich für Mut statt für Be­quem­lich­keit zu ent­schei­den, für das was rich­tig ist, statt für das, was Spaß macht, schnell oder leicht geht.

Not­wen­dig­keit von Mitgefühl:

Wenn wir also üben, Mit­ge­fühl her­vor­zu­brin­gen, dann müs­sen wir uns mit un­se­rer Furcht vor dem Schmerz aus­ein­an­der­set­zen. Die Pra­xis des Mit­ge­fühls ist et­was für Un­er­schro­cke­ne. (… Mit­ge­fühl) ist eine Be­zie­hung zwi­schen Glei­chen. Nur wenn wir un­se­re ei­ge­ne Dun­kel­heit gut ken­nen, kön­nen wir für die Dun­kel­heit ei­nes an­de­ren prä­sent sein. Mit­ge­fühl wird dann wirk­lich, wenn wir uns un­se­res ge­mein­sa­men Mensch­seins be­wusst wer­den. – Pema Chödrön

  • Licht und Dun­kel­heit in un­se­rem ge­mein­sa­men Mensch­sein erkennen.
  • Ver­ste­hen, was je­mand er­lebt, und die­ses Ver­ste­hen wi­der­spie­geln – aber nicht, es für ihn zu fühlen.

Un­se­re Iden­ti­tät ist stets in Ver­än­de­rung und im Wachs­tum be­grif­fen, sie ist nicht dazu ge­dacht, fest­ge­legt zu wer­den. Vor der Ver­gan­gen­heit weg­zu­lau­fen ist die si­chers­te Wei­se, sich von ihr de­fi­nie­ren zu lassen:

»Dei­ne Vi­si­on wird nur dann klar, wenn du in dein ei­ge­nes Herz schaust. Wer nach au­ßen schaut, träumt; wer nach in­nen schaut, er­wacht.« – C. G. Jung

Bsp. Schei­tern
Wan­del von »Ich bin eine Nie­te« hin zu »Ich habe es ver­murkst«: Die Aus­ein­an­der­set­zung mit Scham, Schuld­zu­wei­sung, Angst, Per­fek­tio­nis­mus, Ver­ant­wort­lich­keit, Ver­trau­en und Versagen.

  • Bei Scham liegt das Haupt­au­gen­merk auf uns selbst (»Ich bin eine Nie­te«), wäh­rend das Au­gen­merk bei Schuld­ge­füh­len auf un­se­rem Ver­hal­ten liegt (»Ich habe es vermurkst«).
  • Per­fek­tio­nis­mus ist kein ge­sun­des Be­stre­ben. Hier lau­tet die Fra­ge nicht: »Wie kann ich mein Bes­tes ge­ben?«, son­dern: »Was wer­den die an­de­ren denken?«
  • Ver­glei­che ent­zie­hen dem Le­ben auf der Stel­le die Krea­ti­vi­tät und Freude.

Die­se drei hin­ter­las­sen das Ge­fühl, iso­liert oder »we­ni­ger als« zu sein. In die­ser Si­tua­ti­on müs­sen zwei völ­lig ge­gen die In­tui­ti­on ge­hen­de Stra­te­gien an­ge­wen­det werden:

  • Wir müs­sen mit uns selbst so spre­chen, wie wir mit je­man­dem spre­chen wür­den, den wir lieben.
  • Wir müs­sen je­man­den kon­tak­tie­ren, dem wir ver­trau­en – eine Per­son, die sich das Recht ver­dient hat, un­se­re Ge­schich­te an­zu­hö­ren, und im­stan­de ist, mit Em­pa­thie zu reagieren.

Schuld­zu­wei­sung ist eine Form von Är­ger, die ver­wen­det wird, um Un­be­ha­gen oder Schmerz ab­zu­la­den. Sie er­zeugt ein Ge­fühl der Er­leich­te­rung und Kontrolle.

  • Schuld­ge­füh­le ha­ben ei­nen schlech­ten Ruf, aber das emo­tio­na­le Un­be­ha­gen, das Schuld­ge­füh­le er­zeu­gen, kann eine mäch­ti­ge und ge­sun­de Mo­ti­va­ti­on zur Ver­än­de­rung sein.
  • Auch das Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein ist oft da­von mo­ti­viert, dass wir in Ein­klang mit un­se­ren Wer­ten le­ben wol­len. Es ist eine Vor­be­din­gung für star­ke Be­zie­hun­gen und Kul­tu­ren. Es setzt Au­then­ti­zi­tät, Ta­ten und den Mut vor­aus, sich zu ent­schul­di­gen und Ab­bit­te zu leisten.