Ge­macht für den Anderen

Ge­macht für den Anderen

Der bi­bli­sche Schöp­fungs­be­richt macht es klar: Der Mensch ist schöp­fungs­mä­ßig von An­fang an auf eine Be­zie­hung hin ge­schaf­fen. Er ist so „kon­stru­iert“, dass die Be­zie­hung zum „DU“ sein Le­bens­ele­ment ist, wie beim Fisch das Was­ser. Der ers­te Satz der Bi­bel über den Men­schen drückt es ein­drück­lich und tref­fend aus: „So schuf Gott den Men­schen als sein Ab­bild, ja, als Got­tes Eben­bild; und er schuf sie als Mann und Frau.“ (Ge­ne­sis 1,27).

Es macht deut­lich: Wir sind in eine dop­pel­te Be­zie­hung hin­ein geschaffen:

  • A zu Gott hin – zu un­se­rem Schöp­fer und Erhalter.
  • B zum Mit­men­schen – Gott, der HERR, sag­te: »Es ist nicht gut, dass der Mensch al­lein ist. Ich will ihm je­man­den zur Sei­te stel­len, der zu ihm passt!«  (Gen 2,18)

Der Mensch als ein­zel­ner ist je­weils nur Teil­aus­ga­be des Le­bens. Gott macht es uns al­len deut­lich am Bei­spiel ei­nes neu­ge­bo­re­nen Kin­des: Es wird nicht über­le­ben ohne die Hil­fe der mensch­li­chen Ge­mein­schaft. Al­lein geht man ein. Er­füll­tes Le­ben gibt es also nur, wenn die Be­zie­hun­gen in Ord­nung sind – bei­de Be­zie­hun­gen, zu Gott und zum Mit­men­schen. Sonst lebt der Mensch im De­fi­zit, mit dem Hun­ger und Durst nach Leben.

Die Schöp­fungs­ge­schich­te schil­dert den Ur­zu­stand der idea­len Ge­mein­schaft so:

  • A Der Mensch hat­te teil an der Ruhe und am Frie­den mit Gott (Ge­ne­sis 2,2.3).
  • B Die Men­schen konn­ten sich in un­be­schwer­ter Har­mo­nie be­geg­nen (Ge­ne­sis 2,25).

  

NOT­WEN­DI­GE GEMEINSCHAFT

Wenn je­der Apos­tel am Pfingst­sonn­tag al­lein zu Hau­se ge­blie­ben wäre – selbst in der Stil­le vor Gott –, hät­te sich Pfings­ten nicht er­eig­net. In sol­cher Ge­mein­schaft gibt es Glau­bens­stär­kun­gen wie sonst nicht: „Der Chris­tus im Bru­der ist stär­ker als der Chris­tus im ei­ge­nen Her­zen“ (Bon­hoef­fer). Die Ge­mein­schaft ist Not-wen­dig für das christ­li­che Le­ben. Des­halb braucht sie:

  • Ver­bind­lich­keit und Be­stän­dig­keit (Apg 2,42). Sie kann nicht nur von „geist­li­chen Le­cker­bis­sen“ leben.
  • Sie braucht Iden­ti­tät: Man steht zu­ein­an­der und re­det gut über­ein­an­der, vor al­lem auch vor Drit­ten und vor der Welt.
  • in­ten­si­ve An­teil­nah­me in dop­pel­ter Hin­sicht: äu­ßer­lich (in Nö­ten und Pro­ble­men) und in­ner­lich (durch Für­bit­te, ge­mein­sa­mes Gebet…).
  • Sie braucht sie das Ge­spräch: zwi­schen den Ge­ne­ra­tio­nen, den Verantwortlichen…
  • kei­ne Grün­dung auf Ge­füh­len: Ge­füh­le sind wan­kend und kön­nen von heu­te auf mor­gen zer­bre­chen. Ein Pro­blem un­se­rer Tage ist die stän­di­ge Su­che nach ei­ner Ge­mein­schaft, die den Ge­füh­len Har­mo­nie gibt. Wer mehr ha­ben will als das, was Chris­tus zwi­schen uns ge­stif­tet hat, der will nicht die christ­li­che Bru­der­schaft, der sucht ir­gend­wel­che au­ßer­or­dent­li­che Ge­mein­schafts­er­leb­nis­se, die ihm an­ders­wo ver­sagt blei­ben, der trägt in die Bru­der­schaft un­kla­re und un­rei­ne Wün­sche hin­ein … Wer sei­nen Traum von ei­ner christ­li­chen Ge­mein­schaft mehr liebt als die christ­li­che Ge­mein­schaft selbst, der wird zum Zer­stö­rer je­der christ­li­chen Ge­mein­schaft, und ob er es per­sön­lich noch so ehr­lich, noch so ernst­haft und hin­ge­bend meint“ (Bon­hoef­fer). Ge­ra­de hier liegt eine gro­ße Ge­fahr und Pro­ble­ma­tik heu­te – weil der Mensch viel­fach auf­grund tie­fer Ent­täu­schun­gen und tiefs­ter Sehn­sucht nach ech­ter Ge­mein­schaft die christ­li­che Ge­mein­de als ein sol­ches Ide­al er­le­ben möch­te. Je­sus hat sich für die Men­schen ent­schie­den und die­se Ent­schei­dung durch­ge­zo­gen – in al­ler Konsequenz

Eine sol­che christ­li­che Ge­mein­schaft hat ei­nen ho­hen Stel­len­wert, weil sie eine ech­te Wir­kung und Aus­strah­lung nach au­ßen gibt. Sie ist in ih­rem In­ners­ten eine mis­sio­na­ri­sche Kraft. „In der Ge­mein­schaft zeigt sich am deut­lichs­ten, was an Kraft des Glau­bens, an Kraft der Lie­be und Kraft der Hoff­nung vor­han­den oder nicht vor­han­den ist. Hier ist das Ex­er­zier­feld und zu­gleich ein Kampf­feld der Jün­ger­schaft“ (Im­ma­nu­el Grö­zin­ger). Die Kon­kre­ti­on des Ex­er­zier­fel­des zeigt uns die Schrift viel­fach auf – bei­spiel­haft in Eph 4,1−16; 1.Thess 5,11−24; Kol 3,1−17!

 

ECH­TE EINHEIT

Die Ein­heit und Ei­nig­keit in der kirch­li­chen Ge­mein­schaft be­deu­tet nicht Gleich­ma­che­rei oder glei­che Mei­nung in je­der Sach­fra­ge oder den Zwang, dass alle das­sel­be tun. Und die heu­ti­ge Ideo­lo­gie der „Gleich­heit“ fehlt hier völ­lig: Es gab in der Ge­mein­de Arme und Rei­che; Be­sit­zen­de und Skla­ven. Es gab un­ter­schied­li­che Auf­ga­ben und un­ter­schied­li­che Vorgehensweisen.

„Ei­nes Sin­nes“ sein be­deu­tet nicht ei­ner Mei­nung sein, son­dern ei­nen ge­mein­sa­men Herrn ha­ben, von ei­nem ge­mein­sa­men Geist ge­lei­tet wer­den und ein ge­mein­sa­mes Ziel ha­ben: Men­schen ge­win­nen für Je­sus und Gott zu eh­ren und zu lo­ben (Eph 4,16). Es ist ge­ra­de­zu so, dass der Leib Chris­ti von der Un­ter­schied­lich­keit her lebt und da­durch sei­ne Wei­te, Viel­falt und Wirk­sam­keit hat (1.Kor 12!).

 

GE­BET

Da Du Ge­mein­schaft bist Hei­li­ger Gott
Schaf­fe Gemeinschaft
Da Du Be­zie­hung bist Hei­li­ger Gott
Schaf­fe Beziehungen
Da Du Wort bist Hei­li­ger Gott
Gib un­se­ren Wor­ten Sinn
Da Du Ein­heit bist Hei­li­ger Gott
Füh­re uns zusammen
Da Du Viel­falt bist Hei­li­ger Gott
Be­freie uns zur Vielfalt
Gott, lass uns le­ben­dig er­fah­ren, dass wir zu­sam­men­ge­hö­ren: In Ge­bet und Für­bit­te, in Le­ben und Dienst, in Freu­de und Leid. Amen.