Bauchgefühl
Die beiden Antriebe des Bauches sind »Lustmaximierung und Unlustvermeidung«. Es sind zwei Prinzipien, die uns dazu verleiten, kurzfristig und triebgesteuert zu handeln.
- Affirmative Bauchgefühle: Habgier, Glücksspielsucht, Kaufsucht, Sexsucht, Drogensucht, Alkoholismus, Internetsucht, Geltungssucht, Handyabhängigkeit, Computerspielabhängigkeit
- Aversive Bauchgefühle: Angst, Hass, Zorn, Wut, Verachtung, Antipathie, Faulheit, Zwang, Ekel, Aggression, Diskriminierung, Neid
- Der begehrt nicht nur eine Sache, sondern viele Dinge gleichzeitig. Und diese Dinge können miteinander durchaus in Konkurrenz oder sogar Widerspruch stehen. Der intensivste Stimulus gewinnt.
Der Mensch wird nicht danach beurteilt, welche Bauchgefühle er hat, sondern wie er damit umgeht ➔ Notwendigkeit der Selbststeuerung. Denn Gefühle können manchmal irren, doch fast immer übertreiben sie.
Kopf
- Er erlaubt einen nüchternen, analytischen Blick auf die Gegebenheiten. Er denkt langfristig, beurteilt nach Nützlichkeit, plant vorausschauend. Mit Empathie hat er allerdings nicht viel zu tun.
- Konzentration auf das Wesentliche unter Ausblendung des Unwesentlichen.
- »Weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.« Johann Wolfgang von Goethe
- Wie er letztlich Vor- und Nachteile gewichtet, das ist nicht seine Sache. Dafür braucht man eine Ordnung der Wichtigkeiten im Herzen: eine Wertehierarchie
Herz
Wenn der Bauch fragt »Was macht Spaß?« und der Kopf »Was ist vernünftig und nützlich?«, so fragt das Herz: »Ist es gut? Entspricht es meinen Werten?«
C. Robert Cloninger
Die vier Kategorien des Temperaments:
- Vermeidungsverhalten (»harm avoidance«)
- Neugierde (»novelty seeking«)
- Abhängigkeit von Anerkennung (»reward dependence«)
- Ausdauer (»persistence«)
- ➔ genetische Prädisposition
Die drei Kategorien des Charakters:
- Die Kategorie der inneren Ordnung/Selbstkontrolle
- Die Kategorie der Kooperationsfähigkeit
- Die Kategorie der Selbsttranszendenz
- ➔ freier Wille
Werte
Ein Wert ist ein statisches Soll, der das Tun in die richtige Richtung bewegt: Der Kopf erkennt, das Herz bejaht, auch wenn der Bauch Protestnoten sendet. Ein starkes Herz überwindet den Widerstand.
Viktor Frankl:
- Erlebniswerte: sinnliches Aufnehmen des Schönen, Wahren und Guten.
- Schaffenswerte: Sinn erleben, indem man etwas gestaltet, etwas schafft.
- Einstellungswerte: Haltung zu Situationen.
- ➔ In den Werten finden wir die Person, die wir sein wollen. An unseren Handlungen kann man messen, ob wir auch wirklich so sind.
- ➔ Wenn wir auf unser Gewissen hören und lernen, Schuld zu akzeptieren, können wir unser Verhalten ändern. Das vom freien Willen unterstützte Gewissen macht es möglich, dass wir unsere Werte schließlich in Tugenden verwandeln.
- ➔ Eine Tugend ist eine feste, verinnerlichte Haltung (also Habitus) des Herzens. Tugenden sind realisierte Werte, die in Fleisch und Blut übergegangen sind.
Um mit den Gefühlen richtig umzugehen, benötigen wir zuerst die richtige Auswahl von Werten und danach – in der Umsetzung dieser Werte – die vier Kardinaltugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß. Wir kultivieren und prägen den Bauch durch das beständige Einüben von guten Handlungen.
Martin Seligman hat aus hundert menschlichen Kulturen sechs »Stärken und Tugenden« herausdestilliert, die allen gemein sind und damit Allgemeingültigkeit besitzen:
(1) Weisheit und Wissen, (2) Mut, (3) Liebe und Humanität, (4) Gerechtigkeit, (5) Mäßigung und (6) Spiritualität/Transzendenz.
Seine sechs Stärken haben erstaunlich viel gemeinsam mit den bereits genannten klassischen vier Kardinaltugenden Iustitia (Gerechtigkeit) · Fortitudo (Tapferkeit) · Prudentia (Klugheit) ) · Temperantia (Mäßigung) & den drei theologischen Tugenden: Fides (Glaube) · Spes (Hoffnung) · Caritas (Liebe)
➔ Sie können nach Seligman durch konsequente Orientierung an Werten und stete Wiederholung von guten Handlungen erworben werden.
Wir brauchen den freien Willen, um intrinsische Werte zu finden.
Wir brauchen intrinsische Werte, um das Gewissen zu bilden.
Wir brauchen das gebildete Gewissen für die Entwicklung echter Tugenden.
Wir brauchen Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß, um den Widerstand der Oberflächlichkeit zu überwinden und das innere Heiligtum zu betreten.
Inneres Heiligtum
ist die Empfängerstation für das transzendente Wahre, Gute und Schöne
Stille und Besinnung
Dankbarkeit – Reue – Dienst – Vergebung