Fake News

Fake News

Noch nie ver­füg­ten die Men­schen über so vie­le In­for­ma­tio­nen wie wir heu­te. Die Chan­cen für de­ren Ver­brei­tung war noch nie so groß. 4,54 Mil­li­ar­den Men­schen nut­zen das In­ter­net und ha­ben so Zu­gang zu ei­ner na­he­zu un­be­grenz­ten Fül­le von In­for­ma­tio­nen. Aber ge­ra­de das Über­maß an In­for­ma­tio­nen weckt manch­mal ein Ge­fühl von Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit in uns: Wir be­kom­men so vie­le In­fos, dass wir uns nicht mehr rich­tig in­for­miert füh­len. Und ne­ben all den wah­ren un­zäh­li­ge fal­sche. Wie kann ich ei­nen Weg fin­den mich gut auf­zu­stel­len? Es braucht Re­geln, um mit der heu­ti­gen In­for­ma­ti­ons­über­flu­tung klug und ge­las­sen umzugehen.

Wach­sam bleiben

  • Ich bin nicht »im­mun« ge­gen das, was ich lese, höre oder sehe. Die In­for­ma­tio­nen, die ich be­kom­me, lö­sen in mir Emo­tio­nen aus. Im Mar­ke­ting oder in der po­li­ti­schen Pro­pa­gan­da gibt es Ex­per­ten, die die In­for­ma­tio­nen be­wusst so ver­pa­cken, dass sie be­stimm­te Ge­füh­le in mir aus­lö­sen. Ich soll­te des­we­gen auf mei­ne Emo­tio­nen ach­ten: Wie wir­ken die Nach­rich­ten auf mich?
  • Wenn ich ei­nen sol­chen Stim­mungs­wech­sel nicht wahr­neh­me, lebe ich »blind«: Ich re­agie­re aus Ge­füh­len, mer­ke es aber nicht. Ich bin dann an­fäl­lig, ma­ni­pu­liert zu wer­den, im­pul­siv zu agie­ren oder schlech­te Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Um­ge­kehrt: Wenn ich auf mei­ne Ge­füh­le ach­te, kann ich aus­ge­wo­gen handeln.

Mei­ne ei­ge­ne Per­spek­ti­ve ken­nen und selbst­kri­tisch sein

  • Die di­gi­ta­len Me­di­en ver­wen­den Al­go­rith­men, die die In­for­ma­tio­nen so sor­tie­ren, dass ich die Nach­rich­ten be­kom­me, die mei­nem In­ter­es­se ent­spre­chen. An­ge­sichts der heu­ti­gen In­for­ma­ti­ons­men­gen ist die­se Sor­tie­rung ei­gent­lich et­was Positives.
  • Al­ler­dings bringt sie das Ri­si­ko mit sich, dass ich nur die In­for­ma­tio­nen er­hal­te, die zu mei­ner Mei­nung, mei­ner po­li­ti­schen Ten­denz, mei­ner ge­sell­schaft­li­chen Stel­lung etc. pas­sen. Dazu kommt, dass jeder/jede von uns gern die­je­ni­gen Nach­rich­ten für glaub­wür­dig hält, die seine/ihre Po­si­ti­on be­stä­ti­gen. Wer glaubt nicht lie­ber, dass der po­li­ti­sche Geg­ner kor­rupt ist, als dass »sein« Kan­di­dat es ist? Oder ich hal­te die Be­rich­te, die den Kli­ma­wan­del ver­leug­nen, für ver­trau­ens­wür­dig, weil sie mei­nen be­que­men Le­bens­stil nicht in Fra­ge stellen.
  • In In­for­ma­ti­ons­bla­sen blei­ben an­de­re Po­si­tio­nen leicht un­sicht­bar. Es emp­fiehlt sich, die ei­ge­ne Grund­dy­na­mik gut ken­nen­zu­ler­nen: Wo ste­he ich po­li­tisch, ge­sell­schaft­lich usw.? Wel­che Nach­rich­ten glau­be ich gern? Wel­che In­for­ma­tio­nen las­se ich nicht an mich her­an? Ge­ra­de mit den In­for­ma­tio­nen, die mei­ne Po­si­ti­on be­stä­ti­gen, soll­te ich kri­tisch um­ge­hen und sie über­prü­fen. Nicht, dass ich sie nie glau­ben darf. Aber ich soll­te wis­sen, dass ich ge­ra­de bei ih­nen an­fäl­li­ger bin, un­kri­tisch zu sein.

Eine po­si­ti­ve Grund­ein­stel­lung behalten

  • Angst ver­kauft sich bes­ser als Zuversicht.
  • Wir ge­ra­ten so leicht in Är­ger, Un­frie­den oder gar Ver­zweif­lung. Ich soll­te den­noch ver­su­chen, grund­sätz­lich eine po­si­ti­ve Ein­stel­lung zu bewahren.
  • Skan­dal­träch­ti­ge Be­rich­te soll­ten kri­tisch hin­ter­fragt wer­den: Was hat die Per­son tat­säch­lich ge­sagt oder ge­macht? Wie hat er/sie es ge­meint? Es gibt selbst­ver­ständ­lich Äu­ße­run­gen, die in­ak­zep­ta­bel sind. Aber ich soll­te dar­auf auf­pas­sen, dass ich nicht in die Spi­ra­le des Skan­dals einsteige.
  • Viel­mehr soll­te ich – wie Igna­ti­us v. Lo­yo­la emp­fiehlt – ver­su­chen, »eine Aus­sa­ge des Nächs­ten zu ret­ten« und den Dia­log – so weit es geht – weiterzuführen.

An­ge­sichts schlech­ter Nach­rich­ten auf Gott hof­fen

  • Es gibt tat­säch­lich schlech­te Nach­rich­ten, weil es schlech­te Er­eig­nis­se gibt – so­wohl im pri­va­ten als auch im öf­fent­li­chen Le­ben. Es bringt nichts, dies zu leugnen.
    • Zu­erst gilt es, die schlech­ten Nach­rich­ten zu akzeptieren.
    • Das Zwei­te ist, hoff­nungs­voll zu blei­ben. Igna­ti­us er­in­nert uns in den Ex­er­zi­ti­en dar­an, dass die gött­li­che Hil­fe im­mer bei uns bleibt, auch wenn wir sie nicht deut­lich spü­ren (vgl. EB 320).
    • Das Drit­te an­ge­sichts schlech­ter Nach­rich­ten ist, tä­tig zu wer­den. Igna­ti­us sagt: ge­gen die Trost­lo­sig­keit agie­ren (vgl. EB 321 und 325). Schlech­te Nach­rich­ten sol­len uns nicht pa­ra­ly­sie­ren. Wir soll­ten uns viel­mehr fra­gen: Was kann ich in Be­zug auf die­se Si­tua­ti­on tun?

Es kann durch­aus sein, dass ich dort ei­nen per­sön­li­chen Ruf Got­tes er­ken­ne: mich für die­se Pro­ble­ma­tik zu en­ga­gie­ren, dies oder je­nes zu tun, mich mit an­de­ren zu or­ga­ni­sie­ren und et­was zu unternehmen.

Die Qua­li­tät der In­for­ma­tio­nen bedenken

  • Wir be­kom­men In­for­ma­tio­nen sehr un­ter­schied­li­cher Qua­li­tät. Ich soll­te ihre Qua­li­tät sach­lich prü­fen: Wo­her kommt die Nach­richt? Wer­den die Quel­len an­ge­ge­ben? Ist sie wahr? Es lohnt sich, die Ten­den­zen der ver­schie­de­nen Me­di­en zu berücksichtigen:

Zur In­for­ma­ti­on und nicht zur Des­in­for­ma­ti­on beitragen

  • Eine letz­te klei­ne, aber wich­ti­ge Re­gel: Ich tra­ge Ver­ant­wor­tung für die In­for­ma­tio­nen, die ich ver­brei­te – sitt­li­che Ver­ant­wor­tung, manch­mal so­gar straf­recht­li­che. Ich soll­te zur gu­ten In­for­ma­ti­on an­de­rer bei­tra­gen und nicht leicht­sin­nig Mel­dun­gen tei­len, von de­nen ich nicht weiß, ob sie stimmen.
  • Auch das Pri­vat­le­ben ist zu re­spek­tie­ren: Wah­re In­for­ma­tio­nen, die die In­ti­mi­tät an­de­rer ver­let­zen, soll­te ich nicht teilen.

So ist es mit un­se­rer Zun­ge. So klein sie auch ist, so groß ist ihre Wir­kung! Ein klei­ner Fun­ke setzt ei­nen gan­zen Wald in Brand. Mit ei­nem sol­chen Feu­er lässt sich auch die Zun­ge ver­glei­chen. Sie kann eine gan­ze Welt vol­ler Un­ge­rech­tig­keit und Bos­heit sein. Sie ver­gif­tet uns und un­ser Le­ben, sie steckt un­se­re gan­ze Um­ge­bung in Brand, und sie selbst ist vom Feu­er der Höl­le ent­zün­det. Die Men­schen ha­ben es ge­lernt, wil­de Tie­re, Vö­gel, Schlan­gen und Fi­sche zu zäh­men und un­ter ihre Ge­walt zu brin­gen. Aber sei­ne Zun­ge kann kein Mensch zäh­men. Un­ge­bän­digt ver­brei­tet sie ihr töd­li­ches Gift. (…) Se­gen und Fluch kom­men aus ein und dem­sel­ben Mund. Aber ge­nau das, mei­ne lie­ben Brü­der und Schwes­tern, darf nicht sein! (Ja­ko­bus 3,1−12)

GE­BET
Wenn sich Pro­ble­me wie ein Berg vor mir auftürmen,
und ich dann al­lei­ne nicht mehr wei­ter weiß;
wenn ich mich fra­ge, wie ich mich ver­hal­ten soll:
Gott, gib mir die Gabe der Erkenntnis,
da­mit ich die Din­ge sehe, wie sie sind,
mir nichts vor­ma­che, und das Rich­ti­ge tue.
Wenn ich nicht weiß, wor­auf es in mei­nem Le­ben ankommt;
wenn es mir schwerfällt,
We­sent­li­ches von Un­we­sent­li­chem zu unterscheiden:
Gott, gib mir die Gabe der Weisheit,
da­mit ich er­ken­ne, was wich­tig ist,
und mein Le­ben nach dir ausrichte.