Hochmut
- Hochmut ist die Weigerung, sich in seiner eigenen Menschlichkeit anzunehmen. Die Blindheit für die eigenen blinden Flecken.
- Die Heilung der Hybris ist also die Demut. Demut (humilitas) ist der Mut, hinabzusteigen in die Abgründe meiner Seele, in die Schattenseiten, die mein Menschsein verdunkeln.
Neid oder Eifersucht
- Im Teufelskreis der Eifersucht. Das Übel des Neids besteht im Sich-Vergleichen und dabei finden, was ich nicht habe. Die Eifersucht hingegen zeigt, dass ich den andern liebe, aber zugleich möchte ich den andern für mich besitzen.
- Der Neid kann nur durch die Dankbarkeit überwunden werden.
Zorn, Groll und Bitterkeit
- Wenn Gift in meiner Seele brennt. Die Emotionen, an die uns die ”Todsünde“ des Zorns erinnert, haben alle mit Aggressionen zu tun.
- Wenn sich die Aggression bei mir in Hass oder Bitterkeit zeigt, soll ich mich deshalb nicht verurteilen. Vielmehr soll ich den Hass als Impuls nehmen, mich zu wehren und zu distanzieren von dem, dem mein Hass gilt.
- Wenn sie in mir auftauchen, dann wäre es wichtig, auf diese Gefühle zu antworten, damit sie mich nicht mehr beherrschen, sondern mich zu dem führen, was ich in Angriff nehmen muss.
Geiz und Enge
- Geiz ist Lebensverneinung. Anhäufen toter Dinge. Das Haben ist wichtiger als das Leben.
- Nur wenn der Geizige sich seiner Angst stellt, kann er seinen Geiz lassen, der ihn immer mehr einengt und von den Menschen entfernt.
- Jesus Sirach, spottet über den Geizigen: »Wer gegen sich selbst geizt, sammelt für einen andern; in seinen Gütern wird ein Fremder schwelgen. Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun? Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen. Keiner ist schlimmer daran als einer, der sich selbst nichts gönnt, ihn selbst trifft die Strafe für seine Missgunst.« (Sir 14,4–6).
Unkeuschheit, Nebenabsichten in der Liebe
- Keusch ist ein Mensch, der innerlich klar ist, der ein Gespür hat für das Richtige. Keusch sein heißt klar sein, durchlässig für Gott.
- Unkeuschheit meint dann die Unklarheit. Sie trübt unser Denken und Fühlen. Wir sehen uns selbst und die andern nicht mehr klar.
- Die Stille kann das Trübe klären. Still kommt von stellen. Der Wein muss stehen bleiben, damit sich das Trübe setzen kann. Wenn wir still werden, dann entsteht in uns innere Klarheit.
Unmäßigkeit und Gier
- Sie verfälscht unser Menschsein, ist herzlos und maßlos. Wäre ich wirklich glücklich, hätte ich all das, was ich haben wollte?
- Das lateinische Wort für »Begehren« heißt »desiderium«. Es kann auch Sehnsucht bedeuten. Die Gier wird also nur geheilt, wenn sie wieder in Sehnsucht verwandelt wird.
- Nur wenn wir unsere Durchschnittlichkeit betrauern, erkennen wir auch unsere wahren Fähigkeiten und die Möglichkeiten, die in unserer Seele bereitliegen.
Trägheit oder Akedia
- Die Mönche fürchteten die ”Akedia“, ein Wort, das man schlecht übersetzen kann. Oft wurde es mit Trägheit oder Lustlosigkeit übersetzt. Eigentlich ist es die Unfähigkeit, jetzt im Augenblick zu sein.
- Die Mönche raten als Weg aus der Akedia, sich eine klare Ordnung zu geben, den Tag gut zu strukturieren, ihn mit einem Ritual zu beginnen und zu beenden, sich Zeiten für das Gebet und für die Arbeit, für das Gespräch und für die Stille zu setzen.
- Weil die Seele nicht in Ordnung ist, braucht sie eine äußere Ordnung. Indem man sich an die äußere Ordnung hält, kommt auch die Seele wieder in Ordnung.